“Gib den Löffel ab”: Kunst-Aktion gestartet

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Wenn am 28. Mai 2015 die große internationale Sonderausstellung “Von Degen, Segeln und Kanonen” in der Reithalle eröffnet wird, ist auch ein Ausstellungsstück dabei, an dem Menschen aus aller Welt beteiligt sind – oder besser: deren Löffel. „Gib den Löffel ab!“ lautet der Titel einer Kunstinstallation. Jetzt haben die Landesmuseen Schloss Gottorf einen Löffel bekommen, um den sich eine besonders persönliche Geschichte rankt. Wolfram Reinke aus Flensburg hat ihn zur Verfügung gestellt.

Fast 500 Menschen drängten sich an Bord des schwedischen Flaggschiffs „Prinzessin Hedvig Sofia“. Das war keine außergewöhnlich hohe Zahl, sondern Standardbesetzung großer Linienschiffe im Kriegseinsatz. Stand sich ein schwedischer und ein dänischer Flottenverband gegenüber, wie während des “Großen Nordischen Krieges” in der Schlacht vor Fehmarn 1715, dann kämpften auf den Schiffen Menschen aus fast allen Anrainergebieten der Ostsee. Und jeder hatte seinen eigenen Löffel bei sich. Denn eine Kombüse wie auf unseren heutigen Schiffen gab es nicht, somit auch keine Schublade für Besteck. Diese Löffel finden Archäologen an den Wrackplätzen: sie sind aus Horn oder Holz geschnitzt, aus Zinn, Silber oder Gold gegossen. In den Stielen ist nicht selten der Name eingraviert.

„Gib den Löffel ab!“ lautet der Titel einer Kunstinstallation, die den Dialog zwischen unseren Besuchern und der Ausstellung auf Schloss Gottorf anregen und die Öffentlichkeit frühzeitig auf das große Internationale Ausstellungsprojekt 2015 aufmerksam machen soll.

An einer langen Tafel werden wir mit 500 aneinandergereihten Löffeln die Besatzung der „Hedvig Sofia“ wieder lebendig werden lassen. Und dazu brauchen wir Ihre Hilfe: geben Sie Ihren Löffel ab, egal, ob aus Zinn, Edelstahl, Holz, Horn, Silber oder Gold, egal, ob Ihr Name oder der Ihrer Familie darauf steht oder nicht. Schreiben Sie uns, warum gerade Ihr Löffel in die Besatzungsliste der Hedvig Sofia gehört.

Wolfram Reinke aus Flensburg hat sich diesen Aufruf zu Herzen genommen und einen ganz besonderen Löffel an Dr. Ralf Bleile, den Direktor des Archäologischen Landesmuseums, geschickt. “Wie sich an den Gebrauchsspuren erkennen lässt, hat das gute Stück bereits einiges erlebt”, erzählt der Flensburger. Die Erinnerung an den Löffel führt Wolfram Reinke zurück in den Sommer 1945, in seine alte Heimat, nach Danzig-Oliva. Die Familie – die Mutter und die vier Kinder – musste ihr Zuhause innerhalb von zehn Minuten räumen, “in der Panik, ganz unvorbereitet schmutzige Kinder anzuziehen, einige Sachen zu packen usw. griff unsere große Schwester in die Besteckschublade und packte alles ein”. Auf dem Weg Richtung Westen wurde die Familie immer wieder geplündert, erinnert sich Wolfram Reinke, am Ende blieben ein Tischmesser – und jener Löffel, der nun nach etlichen Jahrzehnten in Familienbesitz in die Installation Eingang finden wird. “Beide Teile hat unsere Mutter ihr Leben lang immer gehütet.” Der Löffel sei sicher nie auf dem Wasser unterwegs gewesen, “hat aber per Bahn einen Teil der Ostsee umrundet”.

Können Sie uns auch ein persönliche Geschichte erzählen? Haben Sie auch einen Löffel, den Sie für unsere Installation zur Verfügung stellen möchten? Dann schreiben Sie uns. Weitere Infos zu dieser Aktion finden Sie hier…

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